world wide wheeling: Dänemark

Dienstag, 9. April 2013


die Idee: eine Fahrradtour um die Welt
die Teilnehmer: alle Blogger, die gern dabeisein wollen
das Gepäck: Erfahrungen & Eindrücke rund ums Fahrrad von überallher
die Route: immer offen, bestimmen die Teilnehmer
der zeitplan: seit Dezember 2012 – solange es uns gefällt
bisherige Specials: Niederlande

Nachdem uns zuletzt Amalie nach Kopenhagen entführt hat, bleiben wir noch ein bisschen im Norden: Patrick unternahm im letzten Jahr eine beeindruckende Tour. Er startete in München, erreichte ein paar Tage später Glücksburg und teilt hier mit uns den dänischen Teil seiner Fahrradreise...

"world wide wheeling" - unsere Fahrrad-Tour um die Welt - Dänemark
...ich merkte, dass ich mich nicht mehr in Bayern sondern im Küstengebiet befand, wo der Wind vom Meer ungebremst über das Land fegt. Zum Glück drehte der Wind wieder und kam “nur” noch von Westen, aber immer noch besser als von Norden. Denn da wollte ich hin...
Neueröffnung eines Autobahnabschnittes, aber noch ohne Autos. Sieht aus wie postfossile Mobilität :)
In Dänemark gibt es frei zugängliche Zeltplätze für Radfahrer, Wanderer und Kanuten, alle hübsch übersichtlich in einem Buch zusammengefasst. Zwar sind die Beschreibungen auf Dänisch, aber mit ein bisschen Sprachgefühl und Kontext kommt man durchaus weit. Ich hatte mir einen schönen Zeltplatz an der Ostseeküste ausgesucht, den ich am folgenden Tag dann auch bei bestem Wetter erreichte. 
Weiter ging es zur Nordseeküste über Billund, wo ich das Legoland allerdings sträflich vernachlässigt habe aber dafür einen vierbeinigen Freund kennengelernt habe. Die Bauern, bei denen ich auf der Wiese übernachtete, warnten mich, dass ihr Hund ziemlich verspielt sei und jedes Objekt, was sich außerhalb des Zeltes befände, entweder verstecken oder vergraben würde. Da mein Fahrrad wohl etwas sperrig ist, machte ich mir da mal keine Gedanken, meine restliche Ausrüstung verstaute ich aber gewissenhaft im Zelt. Am nächsten Morgen wartete er schon daraus, vielleicht beim Abbau etwas zum Spielen zu finden :)

Bei weiterem Gegenwind und geringer Geschwindigkeit erreichte ich schließlich Hostrup, wo zur Abwechslung mal kein Zeltplatz auf mich wartete sondern eine “Hütte” aus massivem Holz. Wie zu erwarten war war ich der einzige Verrückte, der im März zum Baden an die Nordsee fuhr, so dass ich sie komplett für mich allein hatte.
Die Nordsee auch, aber meinen Zehen war sie doch zu kalt.
Nach einem wunderschönen Sonnenaufgang und einem leckeren Frühstück packte ich wieder alles zusammen und beschloss, nicht wie ursprünglich geplant nach Skagen hochzufahren, sondern den starken Wind (> 30 km/h) zu nutzen und nach Osten zur Fähre in Aarhus zu fahren. Gedacht, getan, Mittags war ich da und hatte nach der rasanten Fahrt etwas Gelegenheit, Aarhus zu erkunden. Irgendwo im Zentrum fuhr ich dann aber in ein tiefes Schlagloch, welches im Schatten lag und kaum sichtbar ist, wenn man von der Stadt und von der Sonne geblendet ist. Ein paar Meter weiter wunderte ich mich über das schwammige Gefühl beim Kurvenfahren. Mein erster Platten, Snakebite.
Also einen Hinterhof aufgesucht, fünf Minuten abgeladen, Viertelstunde geflickt, zehn Minuten aufgeladen. Auf meiner ganzen Reise war das die einzige Panne, die ich hatte. Kein abgerissenes Schaltseil, kein verbogenes Schaltauge, keine gebrochenen Hinterradspeichen.
Fähre nach Seeland
In Aarhus habe ich dann die wohl schnellste Fähre Dänemarks bestiegen und in einer Stunde waren wir auf Seeland, der Hauptinsel Dänemarks. Und nun ging es Richtung Kopenhagen, wieder mit dem kräftigen Rückenwind. Mein Ziel kam mir mit jeder Radumdrehung näher...
Auf dem Weg nach Kopenhagen
Kopenhagen ist natürlich für den hohen Radverkehrsanteil sowie die gute und großzügig angelegte Infrastruktur bekannt. Das kann ich nach meinen geplanten und ungeplanten Irrfahrten so unterschreiben:Wie in Deutschland sind an vielen Hauptstraßen Radwege angelegt, die aber den Namen im Gegensatz zu den hiesigen auch verdienen. Breiten von mehr als zwei/drei Meter sind üblich und werden gelegentlich sogar deutlich überschritten und die Oberflächenebenheit ist mit den süddeutschen Buckelpisten nicht mal im Ansatz vergleichbar. Ampelschaltungen sind auf den Hauptrouten auf den Radverkehr abgestimmt, wobei die Planer durchaus ein flottes Tempo jenseits der 20 km/h zulassen und kürzere Ampelphasen einrichten als hierzulande, wodurch das gesetzlich vorgeschriebene indirekte Abbiegen doch erstaunlich schnell abläuft. In Deutschland könnte man in der Zeit locker einen Kaffee trinken, während man in Kopenhagen nur mal kurz nippen kann :)
Festungsrundradweg mit epischer Breite
Der hohe Radverkehrsanteil ist natürlich nicht zu übersehen: Stellplätze sind oftmals voll, an Ampeln bilden sich lange Schlangen, man wird oft überholt oder überholt oft und kommuniziert durch Hand heben (=Stop, Verlangsamen, indirektes Abbiegen) oder den bekannten Handzeichen fürs Abbiegen. Ebenso fehlt selten der schnelle Blick zur Seite, ob man gefahrlos überholen kann oder ob jemand schnelleres von hinten vorbeirollen will. Natürlich habe ich die eine oder andere Szene gesehen, wo das nicht beachtet worden ist und der Überholer ausweichen und bremsen musste. Geflucht hat aber keiner :)
Bei einer unangekündigten Baustelle auf einer ausgeschilderten Fahrradroute musste ich das Rad wie beim Cyclocross durch Matsch tragen und schieben
Was in Kopenhagen so gut funktioniert, ist im Rest von Dänemark leider nicht oder eher auf deutschem Niveau umgesetzt worden: Innerorts schlechte Buckelpisten, als Ausgleich aber literweise blaue Farbe (wohl um die Schlaglöcher zu füllen) und extrem schlechte Beschilderung auf dem Land. Ich habe oft innerlich geflucht, weil die kürzeste Verbindung zwischen zwei Orten, eine schöne, ebene Landstraße, für Fahrräder gesperrt oder sogar, ohne Vorankündigung, durch eine Baustelle komplett versperrt war und ich mir die legale Route über irgendwelche kleinen, hügeligen Dörfer mit vergleichsweise schlechtem Belag zusammenpopeln durfte. Diese ganzen Teilsperrungen, die für mich keinen offensichtlichen Grund hatten, haben mich doch an der Radfahrerfreundlichkeit der Dänen zweifeln lassen. Ebenso die geringen Überholabstände außerorts. Doch auf meinem Weg habe ich das eine oder andere Juwel an Weg gefunden, das einem die Reise dann doch wieder schmackhaft machte ;)
Kirche mit Außenwendeltreppe, sehr windig
Postfossiles Batmobil
Grüne Schönheit
auf der Fähre zurück nach Deutschland
Nach einer Woche Aufenthalt in Kopenhagen mit dem üblichen Touristenprogramm ging es in einem Tag nach Gedser, wo ich mit der Fähre nach Rostock übersetzte und dann eine ganztägige Odyssee mit der Deutschen Bahn antrat. Alles in allem waren die vier Wochen jedoch eine ausgezeichnet verbrachte Zeit zwischen den Semestern und ich freue mich schon auf die nächste große Tour, die mich wahrscheinlich nach Südfrankreich auf den Mont Ventoux führen wird. Wann? Die Zeit wird’s zeigen...
Patrick
Wow, das ist ja mal ein Rad-Reise-Bericht! Ich schick ein dickes Dankeschön zu Patrick nach München - und empfehle euch allen einen Besuch der bikekitchen, wo der komplette Tourbericht mit noch viel mehr Bildern zu finden ist.
Grad im Vergleich zum letzten Beitrag wird deutlich, wie sehr dieses Projekt von den ganz persönlichen Erfahrungen und Eindrücken lebt. Was ist euch auf Reisen aufgefallen? Welche Eindrücke rund ums Radfahren habt ihr mitgebracht? Macht mit, erzählt uns von euren Erlebnissen und radelt mit bei world wide wheeling - ich freu mich auf eure Mails: diefahrradfrau@gmail.com

In Kürze gibt´s ein weiteres Special, bei dem wir nicht nur zu Land sondern erstmals auch zu Wasser unterwegs sein werden...
 

Bis bald!
diefahrradfrau

9 Kommentare:

  1. Ich liebe diese Reihe! :D

    Jedes mal wieder ist es spannend und jeder Post ist anders. Super!

    Dänemark ist so ein tolles Land. Ich war als Kind ein paar Mal dort und hab mich in das Land verliebt. :D

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  2. Danke das freut mich sehr :)
    Tolle Eindrücke :)

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  3. Das die Radwege in Dänemark schlecht beschildert sind, wundert mich sehr! Gerade hier in Bayern bin ich persönlich immer außerordentlich beeindruckt, dass sogar die kleinsten Wegelchen noch mit Hinweisschildern versehen sind ...

    Danke für diesen sehr interessanten Bericht und die wunderbaren Bilder!

    Alles Liebe von Rena

    www.dressedwithsoul.blogspot.de

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  4. Ein toller Bericht, der Lust macht mit dem Rad loszuziehen und wunderbare Bilder vom schönen Dänemark.
    LG Sabine

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  5. ich habe den Bericht auch sehr gerne gelesen. War wieder richtig interessant - und die Bilder haben mir auch gefallen.
    Es ist ein echtes Erlebnis hier vorbeizuschauen.

    Lieber Gruß von Heidi-Trollspecht

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  6. Hi Christine,

    Enjoyed reading the report and seeing the photographs and what a great trip Patrick had.
    Glad that the dog did not get any of his things.
    The roads look ideal as they are so flat.
    Thank you for visiting me and wishing you a happy week

    hugs
    Carolyn

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  7. das sind so wunderschöne Bilder! Ich würde liebend gerne auch mal dort hin:)
    alles liebe, www.throughalltimes.blogspot.de

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  8. Hey, ich bin gerade erst hierüber gestolpert, aber es gefällt mir sehr, da bleibe ich wohl. Ein toller Blog : )
    VG Joy

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  9. Hallo Christine,

    erst einmal Danke für deine Komplimente und gerne trage ich zu dieser Aktion bei, allerdings von Indien hab ich nicht soviele Fotos von Fahrrädern, denn ich hatte mir eine fiese MagenDarmkiste eingefangen und oft einfach nur damit beschäftigt die Körperfunktionen unter Kontrolle zu haben, da war das Knipsen zweitrangig ;-). Aber Marokko hätte ich noch im Programm...
    Melde mich mal per Eamil bei Dir, aber das kann noch etwas dauern. Dir ein schönes Wochenende, Elke

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