world wide wheeling: Ecuador

Sonntag, 26. Mai 2013

die Idee: eine Fahrradtour um die Welt
die Teilnehmer: alle Blogger, die gern dabeisein wollen
das Gepäck: Erfahrungen & Eindrücke rund ums Fahrrad von überallher
die Route: immer offen, bestimmen die Teilnehmer
der Zeitplan: seit Dezember 2012 – solange es uns gefällt
bisherige Specials: Niederlande

Ooooh, die nächste Etappe hat es in sich: Leute, es geht nach Ecuador! Und dort erwartet uns ein echtes Abenteuer! Doris von littlemissitchyfeet hat mir einen wunderbaren Beitrag geschickt:

"world wide wheeling" - unsere Fahrradtour um die Welt - Ecuador

Chimborazo, der Vulkan: Eine Liebesbeziehung auf zwei Rädern

Er hat mich schon die letzten Wochen begleitet, mich regelrecht verfolgt. Auf den Bänken im Hostel am Abend haben sie von ihm gesprochen. Am Morgen hat er mich mit einem Strahlen begrüßt, mich mit seiner Größe und Mächtigkeit beeindruckt. Untertags habe ich ihn immer wieder aus den Augenwinkeln gesehen. Wie ein heimlicher Verehrer hat er sich still und unbeobachtet mehr und mehr in mein Leben geschlichen. Rund um die Stadt Riobamba kann man ihm kaum entrinnen, dem Chimborazo, mit 6.310 m Höhe höchster Berg Ecuadors und inaktiver Vulkan.


Angefangen hat unsere “Beziehung” aber schon vorher, genauer gesagt, als ich nach Ecuador gekommen bin. Schließlich soll man den Gipfel des Chimborazos bei idealen Verhältnissen schon von der Kilometer weit entfernten Küstenstadt Guayaquil sehen können – und da war ich ja im Dezember. So richtig begonnen hat aber alles ein paar Wochen später in Latacunga, wo das Touristen-Highlight die Vulkan-Besteigungen sind. Die meisten erklimmen den Cotopaxi, mit “nur” 5.897 m Höhe Zweiter unter den ecuadorianischen Berge. Nur die Harten trauen sich auf den Chimborazo. Untrainiert wie ich nach monatelangem Reisen bin haben mich ja schon die Erzählungen vom Cotopaxi abgeschreckt: Die meisten, die die zwei Tages-Touren machen kommen ohnehin nicht auf die Spitze. Bei Sturm und schlechtem Wetter – wie es derzeit so oft der Fall ist – helfen auch die Schnee- und Gletscherklettertips nichts. Muss nicht sein...
Aber irgendwie will ich ihm ja doch nahe sein, ihn spüren, den Chimborazo. “Wie wäre es mit einer Mountainbike Tour?”, bevor ich die Idee gleich wieder ablehne – Ihr wisst schon: untrainierte Reisende – fügt meine Gastgeberin Alison, die mir den Tipp gibt, hinzu: “Downhill!” Eine Abfahrt vom Vulkan, eine, die sogar 10-Jährige schaffen?! Ich glaube, der Chimborazo und ich haben eine Chance auf eine Intensivierung unserer Beziehung...


Dazwischen stehen bloß zwei Räder, genauer gesagt sechs Räder – denn die Tour, die mir Alison empfiehlt, mache ich gemeinsam mit meiner argentinischen Reisefreundin Mariana und einem Guide. Gemeinsam wollen wir uns also in die Tiefe stürzen. Doch zuerst geht es einmal bergauf: Wir treffen uns in der Agentur in Riobamba und werden – nach kurzer Einführungsrunde, einer Tasse Kaffee samt aufmunterndem Spruch “Feliz dia” (happy day) und Ausrüstungscheck – per 4x4 in Richtung Berghütte Carrel Hermanos auf 4.800 m Höhe auf den Chimborazo gebracht.


So wird es uns gesagt: Sehen können wir nämlich aufgrund der Nebelsuppe nichts. Wieder einmal schlägt uns das Wetter im Winter ein Schnippchen, denn den viel gerühmten und umschwärmten Ausblick können wir uns heute nur vorstellen – und hoffen, dass wir vielleicht im Lauf der nächsten 44 km und 6 Stunden doch noch ein bisschen etwas vom Gipfel des Vulkans sehen können.


Die Räder werden bei der Hütte ausgeladen und vorerst mal – links – liegen gelassen, denn wir wollen noch etwas weiter nach oben. Auch wenn aus der Aussicht dort vermutlich ebenso wenig wird. Auf 5.000 Metern liegt nämlich das Edward Whymper Refugium – und die 200 Höhenmeter schaffen wir doch locker. Denken wir! Dass sich eben diese zu Fuß auf dieser Höhe so ziehen könnten, hätte wohl keine(r) von uns vermutet. Anfangs geht es ja mit der Puste noch einigermaßen, aber je höher rauf wir gehen, desto schwerer fällt jeder Schritt. Aber die anderen, die uns gerade von oben entgegen spazieren, haben es ja auch geschafft – es wäre doch gelacht.


Gefühlte 5 Stunden später komme ich dann auch als Erste an und werde gleich belohnt. Für eine Nanosekunde zeigt sich nämlich doch wirklich der Gipfel des Chimborazo. Gerade so lange, dass ich einen Vorbeilaufenden um ein Foto bitten kann. 


Einmal zahlt sich meine Schnelligkeit aus, denn fünf Minuten später, als Mariana und der Guide endlich ankommen, hat sich die Spitze schon wieder hinter einer Nebelverdecke versteckt. Wie rasend schnell sich hier das Wetter ändert, mal die Sonne herauszwinkert, um gleich wieder von einem Regenguss abgewechselt zu werden, sollen wir heute noch den ganzen restlichen Tag feststellen.


Aber nachdem wir diese erste Hürde überwunden haben, soll dieser jetzt auch mal starten: Also gehen wir wieder auf 4.800 Meter nach unten, was erheblich leichter geht, schwingen uns auf unsere Räder und los geht´s! 


Die versprochenen Höhepunkte der Tour – den Yana Rumi Felsen oder den La Chorrera-Canyon - können wir nur erahnen, dafür werden wir aber reichlich entschädigt: Denn die Vicuñas (Vikunjas), diese Art Lama, die nur zwischen 3.500 und 5.000 Höhenmeter in den Hochanden Südamerikas vorkommt, fühlt sich – trotz Nebel – hier pudelwohl. Die Herden grasen überall hier in freier Wildbahn – und machen die Fahrt, die sonst vor allem über Schotterpisten, kleine Pfade und auch schon mal über trockene Wiesen geht, zu einer kleinen Safari.


So viele Pausen und Fotostopps machen wir auf den fast 40 km gar nicht, sondern brettern wegen der Kälte einfach runter. Immer begleitet vom Jeep, der ständig darauf wartet, dass eine(r) von uns w.o. gibt. Die Freude machen wir ihm aber natürlich nicht... außerdem macht das Downhill-Mountainbiken echten Spaß. Anstrengung sieht anders aus!


Langsam kommen wir vom felsigen Vulkan runter ins Weideland, wo´s beträchlich grüner und eher hügelig ist. Über 2.000 Höhenmeter radeln wir runter – oder vielmehr lassen wir die Räder rollen – bis nach San Juan in Calpi. Dort wartet schon der Jeep auf uns, um uns zurück nach Riobamba zu bringen. Der Tag endet für mich: Rot wangig, verschwitzt und ganz schön ausgepowert lasse ich mir noch die mitgebrachte Jause schmecken. Mein liebster Chimborazo, ja, du hast mich heute so richtig glücklich gemacht... wie ein guter Liebhaber eben :)
Doris



Wuuhh, das war mal ne ganz andere Radtour! Superschön geschrieben und fotografiert - ein ganz dickes Dankeschön dafür an Doris, die auf ihrem Reiseblog littlemissitchyfeet über Nachhaltiges, Inspirierendes und Mutmachendes von unterwegs erzählt. Absolut empfehlenswert, schaut euch unbedingt einmal dort um!

Wollt ihr mehr über dieses Mitmach-Projekt wissen? Klickt einfach auf das Logo:
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Wohin die Tour als nächstes geht, das entscheidet ihr mit euren Beiträgen: Ich freu mich über alles mögliche zum Fahrradthema von überallher und lass mich gern von euch überraschen. Wer dabeisein möchte, schickt mir einfach eine Mail an diefahrradfrau@gmail.com


Bis bald!
diefahrradfrau


8 Kommentare:

  1. Oh, da würde ich auch gerne einmal hin reisen.. ein schöner Post!
    VG Joy

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  2. Was für ein toller Gastbeitrag! :) Die Bilder gefallen mir - trotz des Nebels - sehr, sehr gut. Werd' mich auf ihrem Blog gleich mal näher umschauen.

    Zu deinem Kommentar: Das ist lustig, denn an der Nordsee war ich zum Beispiel noch nie ;)

    Liebe Grüße,
    Petra

    http://justanothercopycat.blogspot.de/

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  3. Hm, ein spezielles Thema hab ich jetzt nicht im Kopf.... Aber du kannst gern was Fahrradmäßiges schreiben, oder.... was zum Thema Reisen oder... DIY... oder... Reviews zu Büchern/Filmen/... Was dir so einfällt! :)
    Muss ja auch nicht sofort jetzt gleich sein, ich werd die Aktion wohl ein Weilchen laufen lassen. :)

    Der neue Gastbeitrag ist mal wieder klasse! Ecuador... Das ist so ein Land, von dem ich eigentlich gar nichts weiß (nur, dass da mein Kaffee herkommt, haha!). So eine Radtour durch das Land stell ich mich superspannend vor. Und diese Vicuñas... die hätt ich ja gern mal angefasst. :D

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  4. What an amazing journey on wheels you're having. A great adventure. I have been to Ecuador myself. Loved it! Have a great trip you tough women:)

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  5. wow - das war bestimmt eine beeindruckende Fahrt nach unten. Ein interessanter Beitrag - hat wieder Spaß gemacht zu lesen und die Bilder zu sehen.

    lieber Gruß von Heidi-Trollspecht

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  6. Was für ein Erlebnis! Vor allem als sich der Nebel lichtete und der Berg hervortrat. Tolle Bilder!
    LG Sabine

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  7. Danke für deine Kommentare :) Nach Ecuador würde ich aucch gerne mal..

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  8. super! nur kurz überflogen bzw. fotos angeschaut - es ist ja schon spät - aber ich werde es an passender stelle verlinken. passt ja wie die faust aufs auge ;-) danke für den hinweis!
    lg
    svl

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Vielen Dank für deinen Kommentar!