Was macht das Fahrrad im Supermarktregal?

Montag, 7. Juli 2014

Werbung.
Und Fahrräder.
Ist euch schon mal aufgefallen, dass in Anzeigen und Werbespots immer mehr geradelt wird? Oder sehe nur ich durch meine Fahrradfraubrille in letzter Zeit überall Drahtesel?

Neulich wäre ich mit dem Einkaufswagen beinahe gegen ein kultiges Bäckerrad gestoßen, dass zwischen den Supermarktregalen aufgestellt worden war und meinen gewohnten Schnelldurchlauf abbremste. Eben das war wohl auch beabsichtigt - und nebenbei sollte Appetit auf die im Fahrradkorb dargebotenen Backwaren geweckt werden. Nun gut, Bäckerrad und Backwaren - das passt.
Neuerdings thront aber das knallrote Teil auf einem Regal, das mit potentiellen "Must-Haves" für spannende Fußballabende vollgepackt ist. Werbebotschaft? Oder einfach nur Eyecatcher?




Ziemlich spannend finde ich, wie sich die Rolle des Fahrrads in der Werbung allmählich verändert. Es geht mir hier nicht um Werbung, die zum Fahrradkauf animieren möchte, sondern darum, wie Fahrräder in der Werbung allgemein eingesetzt werden und welche Botschaft dabei transportiert wird. Und diese Botschaft war lange Zeit ganz klassisch definiert: was zu den Schlagworten Gesundheit, Fitness und Freizeit passt, lässt sich perfekt in Verbindung mit radelnden Familien oder durchtrainierten Radlerbeinen unter die Leute bringen. Traditionell setzen Krankenkassen und Ferienverbände ebenso aufs Rad wie Hersteller von "wertvollen" Pausensnacks.
Und auch Zahnpasta lässt sich besser verkaufen, wenn kraftvoll in einen Apfel gebissen wird, der zuvor im Fahrradkorb lag. Die Liste der Beispiele ließe sich beliebig fortsetzen ...



Aber ich sprach von Veränderung, von einer neuen "Fahrradbotschaft". Und die geht seit einiger Zeit in eine ganz andere Richtung: das Fahrrad steht nicht mehr nur für "sportlich, gesund und fit", sondern hat längst einen festen Platz in Designerkatalogen, Mode- und Lifestylemagazinen eingenommen. Dabei bringen die unterschiedlichen Fahrradtypen jeweils ihre eigene Botschaft rüber.
Rennräder lehnen bevorzugt ganz lässig an neuen Regalen oder Designerkommoden und bestätigen cool und selbstverständlich, dass so und nicht anders eine Hipsterwohnung auszusehen hat.
Alte, rostige Nostalgieräder stehen an Hauswänden oder Treppenstufen, die vollgepackt sind mit mindestens ebenso nostalgischen Körben, Töpfen und anderem Dekoklimbim.
Und für die natürliche Präsentation der aktuellen Sommermode wird bei vielen Modelabels in die Pedale getreten - gern auf stylisch-knallfarbenen Holland- oder Retrorädern.
Ein besonders schönes Beispiel hab ich hier gefunden: das herrlich kultige Omafahrrad in dieser Bildserie macht richtig Lust auf eine kleine Tour.
Das Fahrrad als Lifestyle-Attribut, vielleicht sogar als modisches Accessoire - was soll man davon halten?
Mir gefällt´s, denn schließlich spiegelt Werbung immer auch tatsächliche Entwicklungen wider. Und wenn tatsächlich mehr geradelt wird - als Sport, aus Spaß oder eben weil´s angesagt ist - dann ist das wunderbar und darf gern auch in Werbespots und auf Plakaten gezeigt werden. Ob man die damit verbundene Werbebotschaft glauben will, bleibt ja dann jedem selbst überlassen.
;)
Unbestritten: Radfahren macht Spaß, ist gesund und umweltfreundlich sowieso. Da passt in diesem Zusammenhang auch ein Plakat zur diesjährigen Werbekampagne der Osnabrücker Stadtwerke - ganz aktuell mit Bezug zur Fußball-WM:





Bis bald!
diefahrradfrau

11 Kommentare:

  1. Schön geschrieben ... vor allem den Satz:

    "Und wenn tatsächlich mehr geradelt wird - als Sport, aus Spaß oder eben weil´s angesagt ist - dann ist das wunderbar und darf gern auch in Werbespots und auf Plakaten gezeigt werden."

    unterschreib ich, auch wenn's nicht unbeding tim Sinne derjenigen ist, die teuer Geld dafür ausgegeben haben.

    Nen lieben Gruß von Antje

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  2. Huch - na das ist ja eine lustige Fahrradwerbeidee : )

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  3. Du hast recht, Fahrräder tauchen inzwischen überall auf. Irgendwo im Netz gibt es ein Blogprojekt, bei dem stylische New Yorker ihre Outfits mit Fahrrad zeigen. Ich finde leider den link nicht mehr - oder hab ich das bei Dir gelesen ?
    LG Sabine

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    1. Die Streetstyleserie mit Fahrrad kenne ich - gibt´s auch aus anderen Städten. Hab aber hier noch nicht darüber berichtet ...

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  4. Mir fallen in letzter Zeit auch vermehrt Fahrräder auf. Ob das wohl an dir und deinem Blog liegt? ;)

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  5. Ob Trend oder sonst was!!! Ich fahre schon immer so ziemlich alles mit dem Rad! Um so besser, wenn sich immer mehr Leute auf das Fahrrad schwingen!!!
    Ich frage mich oft morgens, wenn ich mit meinem Kleinen zur Schule radle, was bewegt manche Leute (freiwillig) dazu, mit dem Auto dorthin zu fahren, auch wenn sie die Möglichkeit hätten zu Fuß oder mit dem Rad zu kommen!!!!! Ich bin auf jeden Fall immer heilfroh, dass ich das Auto in der Garage lassen kann!
    Viele Grüße von
    Margit

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  6. In jedem Laden ein Rad, nicht nur im Supermarkt ;) und auch jede Luxusnäherei will jetzt Räder verkaufen.Chic sind sie ja, aber ich könnte so ein Gefährt nie aus dem Auge lassen! Ich habe noch wunderlustige Fotos von Rädern in einer Flughafendeko, die habe ich schon im März gemacht, sollten eigentlich endlich mal für einen weltweiten Radelbeitrag von Dir verbloggt werden, aber leider hat das RL derzeit ein paar Überraschungen für mich ;)
    LIEBE GRÜSSE
    Bärbel

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    1. Auf deine wunderlustigen Flughafenräder warte ich gern, bis die Gelegenheit kommt :-)

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  7. Klar,mehr radeln ist immer gut und alles zählt,was dazu animiert!Viel schlechter wäre es,wenn radeln uncool ist wie noch vor 10 Jahren!Es könnten viel,viel mehr Leute rad fahren,vielleicht animiert die Werbung RADELN = COOL ja mehr dazu!LGKatja

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  8. In der Tat eine spannende Entwicklung, die uns langfristig hoffentlich auch eine bessere Fahrrad-Infrastruktur bringt. :-) Ganz liebe Grüße, Katharina

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