Hast du schon mal eine Ameise trampeln gehört? Nein? - Aah, vielleicht denkst du jetzt: "Was für ein Quatsch! Ameisen trampeln ja gar nicht, die trippeln doch nur mit ihren kleinen, dünnen Beinchen!" So, so. Aber wenn du es noch nie gehört hast, kannst du es doch gar nicht wissen ...
Vielleicht solltest du es dir mal anhören, jetzt gleich! Schnapp dir dein Rad und fahr hinaus zu der kleinen Wiese am Stadtrand, du weißt schon, welche ich meine. Bei der großen Birke am Wiesenrand kannst du dein Rad abstellen.
Dann gehst du ein paar Schritte hinein ins Sommerwiesenwunderland, streifst mit den Händen über Blüten und Halme. Irgendwo legst du dich hin, siehst einen Moment den langsam vorbeiziehenden Wattewölkchen nach und schließt dann die Augen. Mehr musst du gar nicht tun.
Das Rauschen der Stadt ist ganz weit weg, wird übertönt von Summen und Zirpen und Zwitschern. Sanft streicht ein warmer Wind über dein Gesicht, lässt die Wiese ganz leise singen. Schschsch ...
Es duftet. Nach Kamille und Klee und Giersch und Sauerampfer. Nach Sommerglück.
Es fühlt sich gut an, den Wiesenboden unter dir zu spüren, die würzige Wiesenluft zu atmen, ganz hier zu sein.
Es kribbelt. Zuerst an deiner Hand, dann am Arm. Eine Ameise. Du bleibst ganz still. Sie kribbelt und krabbelt, verweilt ein bisschen und läuft dann weiter. Nun ist sie schon an deinem Hals, aber du hörst noch nichts.
Irgendwo krächzt eine Krähe, vom Teich weht Entengeschnatter herüber. Wieder kribbelt es, die Ameise hat dein Ohr erreicht. Als wüsste sie, warum du hier bist, kreist sie ein paarmal um dein Ohr herum. Es kitzelt immer mehr und endlich gibst du dem Drang nach, die kleine Ameise von dir zu streichen. Schau, nun trippelt-trampelt sie davon. Wie das klingt, weißt du immer noch nicht - aber macht das was?
Bis bald!
diefahrradfrau
world wide wheeling - Kopenhagen / Dänemark
Samstag, 2. Juli 2016
Weiter geht´s mit Fahrradgeschichten aus aller Welt, die hier von Gastbloggern erzählt werden. Schon zweimal gab es in dieser Serie tolle Berichte aus Kopenhagen (hier und hier) - aber von dort gibt´s noch einiges mehr zu berichten, wie Marlene in ihrem Gastbeitrag zeigt:
Kopenhagen / Dänemark - Klappe die 3.
Ich habe rund fünf Jahre lang im Kopenhagener Stadtviertel Nørrebro gewohnt und dass Fahrräder dort das maßgebliche Transportmittel sind, zeigte mir in dieser Zeit ein einziger Blick vor die Haustür. Dort verläuft die Nørrebrogade, die direkt ins Kopenhagener Zentrum führt - mit gefühlt alle hundert Meter einer Fahrradwerkstatt und einem Radweg, der so breit ist wie anderswo die Fahrbahn für Autos.
Kopenhagen / Dänemark - Klappe die 3.
Ich habe rund fünf Jahre lang im Kopenhagener Stadtviertel Nørrebro gewohnt und dass Fahrräder dort das maßgebliche Transportmittel sind, zeigte mir in dieser Zeit ein einziger Blick vor die Haustür. Dort verläuft die Nørrebrogade, die direkt ins Kopenhagener Zentrum führt - mit gefühlt alle hundert Meter einer Fahrradwerkstatt und einem Radweg, der so breit ist wie anderswo die Fahrbahn für Autos.
Nun gab es in dieser schönen Serie schon zwei tolle Beiträge über die Fahrradstadt Kopenhagen und auch in meinem Buch "Ein Jahr in Kopenhagen - Reise in den Alltag" http://www.marlenehofmann.de/ buecher/ widme ich ein ganzes Kapitel dem Radfahren in dieser radelfreundlichen, grünen Metropole. Deswegen will ich hier ein paar vielleicht noch nicht bekannte Details und Updates zusammenstellen:
1. Schöner mit App?
Viele Radwege führen zum Ziel. Aber wenn man immer nur auf den Hauptstraßen bleibt, sieht man selten etwas Neues. Damit man nicht die Orientierung verliert, kann man sich beispielsweise die App I bike Copenhagen auf sein Telefon laden (funktioniert auch prima am PC). Hier findet man die schnellste Route vom Start zum Ziel - und fährt man ein Lastenrad, dann wird auch dafür der passende Weg angezeigt.
Unser Lastenrad haben wir übrigens 2014 gebraucht gekauft und sein erster großer Einsatz war eine von Greenpeace organisierte Fahrraddemo für die Arktis.
Letztes Jahr sind wir nach Deutschland gezogen und das Lastenrad hat uns nicht nur beim Umzug geholfen, sondern durfte auch selbst mit auswandern.
Und es gibt gleich noch eine alternative App: Cykelplanen, die auch Abkürzungen über die Metrolinien vorschlägt oder zu Cafés navigiert. Wenn man Mängel am Radweg feststellt, kann man diese der Stadtverwaltung übrigens auch per App melden.
2. Auf dem Rad zu Hans Christian Andersens Grab?
16 Jahre lang durfte man auf den größten Wegen, die den historischen und wirklich wunderschönen Assistens-Friedhof Nørrebro kreuzen, Fahrrad fahren. Auf Antrag der Naturschutzorganisation Danmarks Naturfredningsforening wurde der Friedhof mehr als zuvor unter Denkmalschutz gestellt, sodass zumindest kein "Super-Radweg", sozusagen eine echt Kopenhagener Fahrrad-Autobahn, über den historischen Ruhepunkt im Stadtzentrum führt. Ich bin mir aber sicher, dass die Kopenhagener vorerst weiter hier radeln werden. Schon mehrmals in der Geschichte des Friedhofs wurde erfolglos versucht, zu verhindern, dass die Bürger die Ruhestätte für sich beanspruchen. Im 19. Jahrhundert sahen sich die Behörden gar gezwungen, den Ausschank von Brandwein und Tanz auf dem Friedhof zu verbieten. Ich habe den Assistens-Friedhof jedoch als einen Ort erlebt, in dem Trauernde und Yoga-Praktizierende, Touristen und Kaffeekränzchen, Spaziergänger und Radfahrer friedlich miteinander auskommen.
3. Neue Brücken, neue Wege
Seit Jahren baut Kopenhagen seine Radwege aus. Besonders toll finde ich die grünen Radwege durch ruhige Straßen und Parks. Beeindruckend sind auch die schon erwähnten Superradwege ("supercykelstier"), die es leichter machen sollen, auch längere Strecken aus den Vororten Kopenhagens in die Stadt hinein zu pendeln. Die Superradwege sind breit, mit Service-Stationen ausgestattet und werden im Winter freigeräumt.
Das schöne an Kopenhagens Radlerwelt ist, dass sie sich ständig weiterentwickelt. Als ich letztens wieder dort war, konnte ich erstmals die geschwungene neue Radlerbrücke Cirkelbroen bewundern, die der Künstler Olafur Eliasson gestaltet hat und die nun das Hafengebiet besser vernetzt. Ein weiteres inzwischen fertig gestelltes Designprojekt ist die Brücke "Cykelslangen" (Fahrradschlange), gestaltet vom Büro DISSING+WEITLING architecture, die schon 2014 eingeweiht wurde. So wird Radfahren auch zum architektonischen Erlebnis.
Im Rest meines Buchs geht es übrigens in ganz persönlichem Stil durch die Höhen und Tiefen meines Auslandsaufenthalts. Komprimiert auf ein Jahr gebe ich einige meiner Erfahrungen zum Besten. Zurück in Deutschland vermisse ich übrigens nicht nur die gute Gesellschaft auf den Radwegen (bzw. oft sogar die Radwege!), sondern auch ganz praktische Dinge wie die vielen Gebrauchtwarenläden, die Stadtgärten, die schön gestalteten öffentlichen Plätze, die wirklich Raum für Fußgänger schaffen, die vielen Bioprodukte und die haut- und umweltfreundlichen Drogerieprodukte... Dafür komme ich aber oft nach Dänemark zu Besuch.
Der Tipp zum Schluss
Und ein kleiner Tipp zum Schluss: Dänemark ist nicht nur Kopenhagen. Die zweitgrößte Stadt Aarhus wird 2017 europäische Kulturhauptstadt sein. Hier wird kräftig gebaut und modernisiert, auch grün und nachhaltig, sozial innovativ und natürlich im passenden skandinavischen Design. Einen kleinen Überblick dazu gibt es - sogar auf Deutsch - hier: Aarhus 2017.
Marlene
***
Mein Kommentar: Fahrradgeschichten aus Dänemarks Radelmetropole werden niemals langweilig. Erst recht nicht, wenn so tolle Bilder dabei sind. Ganz herzlichen Dank an Marlene!
Bis bald!
diefahrradfrau
***
Habt ihr auch irgendwas von irgendwo rund ums Fahrrad zu zeigen oder zu erzählen? Ihr seid herzlich eingeladen, bei world wide wheeling mitzumachen. Zeigt in einem Gastbeitrag, was ihr rund ums Radfahren irgendwo auf dieser Welt gesehen oder erlebt habt! Viele Fahrräder oder einzelne Szenen - ganz egal! Ich freue mich über Radelgeschichten aus aller Welt. Meldet euch einfach per Mail: diefahrradfrau@gmail.com
Bis bald!
diefahrradfrau
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